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Pressemitteilung 19/24 - 08.02.2024

Auf dem Weg zur grünen Wirtschaft

Wie Ratingagenturen die Nachhaltigkeit von Firmen bewerten

Wirtschaftswissenschaftler der Universit?t Augsburg analysieren, wie stark Bewertungen der Sustainable Development Goals von fünf verschiedenen Rating-Anbietern übereinstimmen. Die Ergebnisse zeigen eine niedrige ?bereinstimmung insbesondere bei bestimmten Branchen sowie bei Klima- und Energiezielen. Fehlende Einigkeit bei den SDG-Ratings führt bei der Konstruktion von Portfolios, die auf diese nachhaltigen Entwicklungsziele ausgerichtet sind, zu unterschiedlichen Ergebnissen und hat auch finanzielle Folgen für die Anlegerinnen und Anleger wie für die nachhaltige Transformation der Wirtschaft. Die Studie ist in der Zeitschrift Journal of Economic Behavior & Organization ver?ffentlicht.
Mit den 17 ?Nachhaltigen Entwicklungszielen“ (Sustainable Development Goals) rufen die Vereinten Nationen dazu auf, Armut zu beenden, Umwelt zu schützen sowie für die Menschen Frieden und Wohlstand zu sichern. Sie werden auch als Ma?stab an Unternehmen angelegt, wie stark sie zur Nachhaltigkeit und zum Gemeinwohl beitragen. Foto: Adobe Stock, MintBlak

Ihr Geld vermehren und dabei noch Gutes tun, das m?chten immer mehr Menschen und investieren auf dem Finanzmarkt in Unternehmen, die zum Gemeinwohl und zum Umweltschutz beitragen. Selbst Aktien von Unternehmen mit nachhaltigem Gesch?ftsmodell zu überprüfen und auszuw?hlen, ist aufwendig. Als ein Ma?stab k?nnen die 17 Sustainable Development Goals (SDG) herangezogen werden, welche die Vereinten Nationen festgelegt haben. Sie sollen zu einer besseren Zukunft von Menschen und Umwelt beitragen. Ratingagenturen bewerten Firmen, inwiefern sie zu deren Erreichung beitragen. Dabei greifen die Agenturen Unternehmen aus einem Index wie dem MSCI World heraus, werten deren Nachhaltigkeitsberichte aus und analysieren weitere Daten. Ihre Bewertungen verkaufen sie dann an Finanzinvestoren und Banken, die aufbauend darauf nachhaltige Finanzprodukte anbieten.

Eine Firma – verschiedene Bewertungen

Die Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Sebastian Utz und Prof. Dr. Marcus Wagner der Universit?t Augsburg zeigen in einer statistischen Studie gemeinsam mit Kollegen der Universit?ten Kassel und zu K?ln, dass SDG-Bewertungen desselben Unternehmens durch fünf verschiedene Ratingagenturen sehr unterschiedlich ausfallen.

?Hierfür gibt es mehrere Gründe“, führt Sebastian Utz aus. ?Die Ratingagenturen wenden verschiedene methodische Ans?tze an, in den Beitr?ge zu einzelnen Sustainable Development Goals verschieden priorisiert und interpretiert werden. Ein Beispiel für das siebte SDG (?bezahlbare und saubere Energie“): Wie nachhaltig bzw. grün wird Nuklearenergie bewertet? W?hrend das Endlagerproblem weiterhin ungel?st ist und gewisse Sicherheitsrisiken nicht ausgeschlossen werden k?nnen, wird diese Art der Stromerzeugung als stabil, günstig und emissionsarm angesehen. Im Rahmen der Verhandlungen zu den europ?ischen Leitlinien zur Nachhaltigkeitstransformation wurde deutlich, dass sich in der Europ?ischen Union die Mitgliedsl?nder bei dieser Frage auf keine final einheitliche L?sung verst?ndigen konnten“. Ein weiterer Unterschied bei der Bewertung, beispielsweise bei Unternehmen im Gesundheitswesen, basiere darauf, ob man eher die Branche als insgesamt positiv bewerte oder sich konkrete chemische Produktionsprozesse und deren ?kologische Auswirkungen ansehe.

Die Studie zeigt, dass sich die Ratingagenturen gerade bei den Branchen Energie, Gesundheitswesen und Grundstoffe sowie bei Klima- und Energiezielen bei ihren Bewertungen oft nicht einig sind.

Gründe und L?sungen

Marcus Wagner weist auf einen weiteren Aspekt hin: ?Aktuell zeigt sich in nachhaltigen Finanzprodukten eine sehr dynamische Entwicklung. Es gibt eine wachsende Nachfrage, was aber auch bedeutet, dass sich entsprechende Ratings gut verkaufen lassen. Es besteht die Gefahr von schlechten Produkten“. Wenn Anlegerinnen und Anleger auf ein weniger gutes Ranking setzen, entstehen potenziell negative Effekte. ?Einerseits ist die Rendite m?glicherweise nicht so wie erwünscht. Andererseits wird die Transformation zu einer nachhaltigen Wirtschaft dadurch gehemmt und ineffizient. Und das bedeutet langfristig betrachtet auch teuer.“

Au?erdem, so die Forscher, sei die zugrunde liegende Methode eines Ratings und dessen Gewichtung oft nicht transparent. Jede Agentur habe das Bestreben, ihre Bewertung als die Beste zu verkaufen. Auch wenn sich einheitlichere Standards mit der Zeit aus dem Markt heraus entwickeln k?nnen, sehen Utz und Wagner die Notwendigkeit, dass die Politik regulierend einschreitet, wenn Marktakteure nicht schnell genug Verl?sslichkeit erreichen. ?Wie die Ratings zustande kommen, muss nachvollziehbarer sein“, so Wagner. Man k?nne nicht zu lange abwarten, denn Zeit sei das, was man gerade beim Klimawandel nicht habe.
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Originalpublikation:
Tobias Bauckloh, Juris Dobrick, André H?ck, Sebastian Utz, Marcus Wagner: In partnership for the goals? The level of agreement between SDG ratings. In: Journal of Economic Behavior & Organization, Volume 217, 2024. https://doi.org/10.1016/j.jebo.2023.11.014

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Prof. Dr. Sebastian Utz: Finanzwirtschaft mit dem Schwerpunkt Climate Finance

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Prof. Dr. Marcus Wagner: Innovation und Nachhaltiges Management

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Michael Hallermayer
Stellvertretender Pressesprecher, Stellv. Leitung
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