?Umweltfragen sind komplex – deswegen forschen wir über Fachgrenzen hinweg“
Prof. Dr. Jens Soentgen über die 25-j?hrige Erfolgsgeschichte des Wissenschaftszentrums Umwelt der Universit?t Augsburg
Seit 25 Jahren f?rdert das Wissenschaftszentrum Umwelt (WZU) an der Universit?t Augsburg interdisziplin?re Forschung, Lehre und Austausch zu Umwelt- und Nachhaltigkeitsthemen. Es initiiert eigene Forschungsprojekte, moderiert fachübergreifende Arbeitsgruppen und bietet ein interdisziplin?res Lehrangebot. Dazu geh?rt auch die etablierte Vorlesungsreihe UmweltStudium, die das Zentrum gemeinsam mit dem Bayerischen Landesamt für Umwelt und weiteren Partnern gestaltet. Prof. Dr. Jens Soentgen, Wissenschaftlicher Leiter des WZU, im Interview über 25 Jahre Wissenschaftszentrum Umwelt. Soentgen: Ausgangspunkt war die Einsicht, dass Umweltthemen nie in einer einzelnen Disziplin aufgehoben sind. Wer etwa die globale Erw?rmung verstehen will, braucht naturwissenschaftliches Wissen, aber genauso historische und ?konomische Perspektiven. Die Universit?t Augsburg wollte mit dem WZU einen Ort schaffen, an dem dieser interdisziplin?re Austausch systematisch m?glich wird. Umweltfragen sind komplex – deswegen forschen wir über Fachgrenzen hinweg. Soentgen: Jede Disziplin hat ihre eigene Sprache und ihr eigenes Verst?ndnis von Problemen. Das macht die Zusammenarbeit teilweise mühsam – man verl?sst die Komfortzone. Gerade deshalb braucht es Strukturen, die diesen Austausch f?rdern. Sie müssen mehrsprachig arbeiten – nicht nur im Sinne von Fremdsprachen, sondern in den ?Sprachen“ der Disziplinen. Wer mehrere F?cher versteht, kann zwischen ihnen vermitteln und Projekte moderieren. Genau das wollen wir tun. Soentgen: Damit wollen wir den Geistes- und Sozialwissenschaften im Umweltbereich mehr Gewicht geben. Es reicht nicht, ?kologische Probleme technisch zu beschreiben – wir brauchen auch ein Verst?ndnis für kulturelle, historische und gesellschaftliche Dimensionen. Wenn zum Beispiel pauschal gesagt wird: ?Chemikalien sind unnatürlich‘, dann schütteln Chemikerinnen und Chemiker darüber den Kopf. Grund ist, dass in der Naturwissenschaft ein anderer Naturbegriff z?hlt als in der ?ffentlichkeit. Sich darüber klarzuwerden kann das Gespr?ch und die Suche nach L?sungen f?rdern. Mit dem Internationalen Doktorandenkolleg ?Um(welt)denken“, das vom Freistaat Bayern bereits in einer zweiten Runde gef?rdert wird, f?rdern wir intensiv die interdisziplin?re Arbeit und haben auch einige ?mehrsprachige Nachwuchstalente‘ dabei, die im Grenzbereich von Natur- und Geisteswissenschaft arbeiten. Soentgen: Stoffgeschichten verfolgen den Weg von Materialien wie Holz, Kohle oder Plastik durch verschiedene Kontexte und Zeiten. Dadurch lassen sich naturwissenschaftliche, historische, soziale und ?konomische Dimensionen auf eine gemeinsame Erz?hlweise beziehen. Das erleichtert den Dialog, weil alle Beteiligten an einen konkreten ?Stoff“ anknüpfen k?nnen. Mittlerweile haben wir 16 Bücher ver?ffentlicht – von Staub und Phosphor über Zucker und Milch bis zu seltenen Erden, Ozon und CO?. Soentgen: Wir haben bereits seit 2003 das Forschungsfeld der Umweltmedizin in Zusammenarbeit mit dem Helmholtz Zentrum München und dem Institut für Geographie aufgegriffen. Heute ist es einer der beiden Forschungsschwerpunkte der 2016 gegründeten 伟德国际_伟德国际1946$娱乐app游戏izinischen Fakult?t, an dem das Wissenschaftszentrum Umwelt nach wie vor beteiligt ist. Impulsgeber war das WZU auch bei der Ressourcenstrategie?– also der Betrachtung der nachhaltigen Nutzung, Verwaltung, Entwicklung und Entsorgung natürlicher Ressourcen. Dies umfasst unter anderem die Analyse von Ressourcenstr?men, die Bewertung von Rohstoffrisiken die Entwicklung von Technologien. Sowohl die Mathematisch-Naturwissenschaftlich-Technische als auch die Wirtschaftswissenschaftliche Fakult?t bearbeiten diese Themen heute intensiv. Ohne das WZU w?ren diese Felder nicht in dieser Form entstanden. Soentgen: Ja. Umwelt ist nie nur global. Sie zeigt sich immer auch vor Ort. Mit unseren Projekten wollen wir die Universit?t Augsburg selbst grüner machen und damit Ma?st?be für eine nachhaltige Transformation setzen. Ein anderer Ort, an dem wir forschen, ist der Lech. Das vom Klimawandel bedrohte ?kosystem soll geschützt werden. Hier sind wir an einem Projekt beteiligt, das nach Wegen sucht, das Gew?sser trotz der Wasserkraftwerke zu st?rken. Dabei soll eine L?sung gefunden werden, die alle beteiligten Akteure – von Naturschutzverb?nden bis zu Kraftwerksbetreibern – unterstützt. Mit der Ausstellung ?Vom Wildfluss zum ?Cyborg‘“ haben wir historische und aktuelle Landschaftsaufnahmen gegenübergestellt, die den Wandel des Flusses sichtbar machen. Uns ist es wichtig, auch die ?ffentlichkeit zu erreichen und Wissenschaft erfahrbar und begreifbar zu machen. ?
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corina.haerning@presse.uni-augsburgpresse.uni-augsburg.de ()
Das Wissenschaftszentrum Umwelt feiert in diesem Jahr sein 25-j?hriges Bestehen. Wenn Sie zurückblicken: Mit welcher Idee wurde das WZU im Jahr 2000 gegründet?
Was macht die Zusammenarbeit zwischen Natur-, Geistes- und Sozialwissenschaften so herausfordernd – und zugleich so wichtig?
Aktuell setzen Sie mit den Environmental Humanities – also der Umweltforschung in den Geistes- und Sozialwissenschaften?–?neue Akzente. Was versprechen Sie sich davon?
Erfolgreich waren beispielsweise die am WZU entwickelten ?Stoffgeschichten“. K?nnen Sie erkl?ren, was sich hinter diesem Ansatz verbirgt?
Wie hat das Wissenschaftszentrum Umwelt in den letzten 25 Jahren die Universit?t Augsburg mitgepr?gt?
Das WZU befasst sich auch stark mit der Umwelt vor der Haustüre – zum Beispiel auf dem Campus.
Imagevideo des Wissenschaftszentrums Umwelt an der Universit?t Augsburg:
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