Nachruf auf Bernhard Schimmelpfennig (14.06.1938- 21.12.2021)
Er kam nach Studien-, Assistenten- und ersten Professorenjahren in Berlin an die noch neue Universit?t in Augsburg. Schon damals ging ihm ein Ruf als eigenwilliger Wissenschaftler voraus, dessen Arbeit manchen Fachkollegen in Unruhe versetzten, und man darf sagen, dass er diese Eigenwilligkeit zum Glück auch auf dem Augsburger Lehrstuhl beibehalten hat. Seine sorgf?ltigen Recherchen zu Augsburger Heiligen brachten Bewegung in eine bis dahin gefestigte Tradition. Bernhard Schimmelpfennig hatte einen eigenen Blick auf die historische ?berlieferung, und er kannte sie aus erster Hand. Er ging souver?n mit den Quellen im p?pstlichen und in anderen Archiven um, und er wusste sie so zu interpretieren, dass sie ihre Widerspenstigkeit behielten. Nicht immer setzte er sich mit seiner Deutung durch, aber das nahm er in Kauf. Unbestritten war seine enorme Expertise auf dem Feld der Papstgeschichte. Seine übersichtliche Einführung in die Geschichte der P?pste blieb jahrzehntelang ein ma?geblicher Standard, und sie ist es noch. Sie erlebte sechs Auflagen und wurde ins Englische übersetzt. Er hat neben der langen Liste seiner Aufs?tze und Beitr?ge eine Quellensammlung zur deutschen K?nigswahl herausgegeben und eine Studieneinführung zum Hochmittelalter im Rahmen der renommierten 'Enzyklop?die deutscher Geschichte' verfasst. Von ihm durch Rom geführt zu werden, wenn man ihn dort forschend antraf, war ein Bildungserlebnis. Er war ein Spezialist für die Geschichte der Ewigen Stadt. Er stellte mitunter ungew?hnliche Fragen und verfolgte hartn?ckig ihre Antwort. Er suchte auch die R?nder der klassischen Geschichtsschreibung auf, aber er hatte das gro?e Bild im Blick. Bernhard Schimmelpfennig war Gast und Fellow an Forschungsinstituten in Berkeley, in Princeton und am Getty Research Institute. Als Student hatte er eine Zeit überlegt, Altamerikanist zu werden, und er reiste mit Studierenden zum Papstpalast in Avignon und auch zu den Tempelbauten von Yucatán. 2003 wurde er pensioniert und lebte seither in seiner Heimatstadt Berlin. Mit Bernhard Schimmelpfennig hat die Universit?t Augsburg und die mittelalterliche Geschichte einen originellen Forscher und gesch?tzten Experten verloren. Wir werden ihm ein ehrendes und auch augenzwinkerndes Andenken bewahren. ? Prof. Dr. Martin Kaufhold für die Mittelalterliche Geschichte an der Universit?t Augsburg ?Wenige Tage vor Weihnachten ist Bernhard Schimmelpfennig gestorben, der von 1982 bis 2003 den Lehrstuhl für Mittelalterliche Geschichte an der Universit?t Augsburg innehatte.