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Die Gedenkst?tte Yad Vashem

Beitrag von Luisa Hagen

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Die?Internationale Holocaust Gedenkst?tte Yad Vashem?wurde nach dem Buch Jesaja in der hebr?ischen Bibel benannt:

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?Ich will ihnen in meinem Hause und in meinen Mauern einen Ort?[= Yad]?und?[= v]?einen Namen?[= Shem]?geben, besser denn S?hne und T?chter; einen ewigen Namen will ich ihnen geben, der nicht vergehen soll.“?(Jes. 56,5).

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Bei der Inschrift in Yad Vashem wurde jedoch die Stelle ?besser denn S?hne und T?chter“ weggelassen. Yad Vashem m?chte mit diesem Namen ausdrücken, dass durch die Gedenkst?tte den Millionen Toten des Holocaust durch die Nennung ihrer Namen gedacht wird – einer traditionellen jüdischen Mission –, sie gewürdigt werden und aus der Geschichte gelernt wird.

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Abb. 1: Durchgang unter dem Museum?zur Geschichte des Holocaust., Yad Vashem.

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Von der Idee bis zur Grundsteinlegung

Ideengeber von Yad Vashem war Mordechai Shenhavi aus dem Kibbuz Mishmar Ha’emek. Er hat 1942 bei einer Versammlung des Jüdischen Nationalfonds den Vorschlag unterbreitet, einen Gedenkort für den Holocaust in der Diaspora und für die jüdischen Widerstandsk?mpfer zu gründen und schlug dafür den Namen?Yad Vashem?vor. Shenhavi wurde jedoch von den Nationalsozialisten bedroht, womit der Plan bis zu Kriegsende auf Eis gelegt wurde.

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Der Plan?Yad Vashem Gründung in Erinnerung an Europas verlorenen Juden:?Ein Grundri? eines Plans für das Gedenken an die Diaspora?wurde von Shenhavi im Mai 1945 erneut vorgelegt. Bereits einen Monat sp?ter sprach der Jüdische Nationalrat die Empfehlung aus, eine derartige Gedenkinstitution in Jerusalem zu er?ffnen. Dabei sollte ein Monument für die Widerstandsk?mpfer in Ghettos, eine Flamme für die Opfer, eine Dauerausstellung über die Lager, einen Gedenkturm zur Ehre der jüdischen K?mpfer in alliierten Truppen und eine Gedenkstelle für nicht-jüdische Retter von Juden realisiert werden. 1947 fand die erste Plenarsitzung von Yad Vashem statt. Durch den Unabh?ngigkeitskrieg von 1948 wurde jedoch die Umsetzung des Plans abermals unterbrochen, bis Shenhavi 1950 sein Vorhaben wieder anging, indem er einen kühnen Gesetzesentwurf bekanntgab. Dieser beinhaltete neben dem Gedenken aller Opfer des Holocaust die Verleihung einer posthumen israelischen Staatsbürgerschaft für alle jüdischen M?rtyrer, die im Holocaust und im Widerstand umgekommen sind. Damit sollte unter anderem zum Ausdruck kommen, dass sie auch nach ihrem Tod in ihr jüdisch-israelisches Volk aufgenommen werden. ?????

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Zwei Jahre lang wurde das Konzept der Gedenkstaatsbürgerschaft von Juristen geprüft, bis 1952 der Historiker und israelische Minister für Erziehung Benzion Dinur dem Parlament einen Gesetzesantrag für Yad Vashem einreichte. Nach einem au?ergew?hnlich gro?en Konsens trotz der traditionell umfangreichen Debatten in der Knesset wurde am 18. Mai 1953 das?Gedenk-Gesetz für Schoa und Heldentum – Yad Vashem?verabschiedet, wonach sich alle Beteiligten für eine Schweigeminute in Erinnerung an die Opfer des Holocaust erhoben. Es war das erste Gedenkgesetz Israels. Mit diesem Gesetz hat Yad Vashem einen expliziten Gesetzesauftrag, nationale Erinnerung zu schaffen und zu hüten.

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Die Grundsteinlegung der Gedenkst?tte erfolgte am westlichen Stadtrand Jerusalems am 29. Juli 1954 mit dem Bau des Bibliotheks- und Verwaltungsgeb?udes auf dem?Har Herzl, dem Herzl-Berg. Im Rahmen einer Zeremonie wurde das gesamte Areal zum?Har Hazikkaron (Berg der Erinnerung) getauft. Auf diesem Hügel liegen neben dem führenden Zionisten Theodor Herzl auch gefallene israelische Soldaten (auf dem nationalen Milit?rfriedhof) und weitere bedeutende Pers?nlichkeiten begraben.

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Orte des Holocaust-Gedenkens in Yad Vashem

Im Zentrum von Yad Vashem steht – neben dem Museum zur Geschichte des Holocaust – die Gedenkhalle?Ohel Yizkor?(Zelt der Erinnerung). Der rechteckige Bau der Gedenkhalle des Architekten Aryeh Elhanani verfügt über ein Zyklopenmauerwerk und ein massives Betonflachdach. Seine H?he nimmt über die H?lfte der Gesamth?he des Bauwerks ein und suggeriert eine schwerwiegende Last. Doch gleichzeitig wird das Dach von fast unsichtbaren Stützen aus Stahl getragen, wodurch ein Leerraum zwischen Wand und Dach entsteht. Somit wird der Eindruck eines schwebenden Daches erweckt. Diese gegens?tzliche Gestaltung ist auch bei den dunklen, gro?en Eing?ngen aus Stahl vorzufinden. Das Eingangstor von David Palombo verfügt über ungleichm??ige und abstrakte Formen und teils rohe Oberfl?chen. Es wird der Eindruck gro?er Kr?fteeinwirkung erweckt, die eine massive Zerst?rung zur Folge hat. Im Gegensatz dazu steht das Ausgangstor von Bezalel Schatz, das auch abstrakt, jedoch eher mit glatten Fl?chen gestaltet wurde, was mehr Leichtigkeit vermittelt. Im Geb?udeinneren brennt die?Ewige Flamme des Gedenkens?in einer Bronzeschale. Auf dem dunklen Fu?boden stehen die Namen der 22 gr??ten Konzentrations- und Vernichtungslager geschrieben. Durch das Senken des Blicks zum Lesen der Namen wird eine Kopfhaltung eingenommen, die an eine Demutshaltung erinnert. Nahe der Ewigen Flamme ist eine Granitplatte angebracht, die unter sich die Asche aus unterschiedlichen Vernichtungslagern verbirgt. Ansonsten ist das Innere des Raums von Leere gekennzeichnet, ein Symbol für die ermordeten Juden. Diese Leere kontrastiert mit dem massiven ?u?eren des Baus, das eine H?rte und andauernde Best?ndigkeit suggeriert. Gleichzeitig erinnert die Gedenkhalle auch an ein überdimensional gro?es Grab, das durch eine riesige Grabplatte bedeckt ist. Im Tanach bedeuten aufgeschichtete Steine das Bezeugen von Abkommen unter Menschen, und sie erinnern an die Begegnungen von Gott mit den Menschen. Au?erdem fungieren Steine als Erinnerungsmale auf Gr?bern. Die Gedenkhalle arbeitet mit einer Verknüpfung dieser drei Bedeutungen.?

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Abb. 2: Gedenkhalle Yad Vashem.

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16.000 B?ume gepflanzt. An jedem Baum ist ein Schild mit dem Namen eines Nichtjuden angebracht, der Juden w?hrend dem Holocaust half und dabei das eigene Leben riskierte. 1965 kam es zum Bau einer Synagoge, um an die Reichspogromnacht von 1938 zu erinnern. Das Denkmal für den Warschauer Ghettoaufstand (1943) wurde 1967 mit einer Nachbildung des Warschauer Denkmals von Nathan Rapoport fertiggestellt. Im darauffolgenden Jahr wurde die?Halle der Namen?und die?S?ule des Heldentums?von Buky Schwartz er?ffnet. 1973 wurde das Geschichtsmuseum eingeweiht und 1981 das Kunstmuseum. Letzteres zeigt Werke, die w?hrend dem Holocaust in Lagern, Ghettos oder im Untergrund angefertigt wurden. Das?Monument der jüdischen Soldaten, Partisanen und Ghettok?mpfer?von Bernie Fink wurde 1985 aufgestellt. 1988 wurde das Museum für die 1,5 Millionen ermordeten Kinder von Moshe Safdie und 1992 das Dan Tzurs und Lipa Yahaloms Projekt?Tal der zerst?rten Gemeinden?fertiggestellt.

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Das?Museum zur Geschichte des Holocaust?wurde von Moshe Safdie geplant und 2004 er?ffnet. Es widmet sich unter anderem pers?nlichen Erinnerungen von Holocaust-?berlebenden. Die Architektur erinnert an eine Schneise, die für den Holocaust steht: Er hat eine Schneise der Zerst?rung in der Geschichte hinterlassen.

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Abb. 3: Museum zur Geschichte des Holocaust.

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An den W?nden der?Halle der Namen?sind Gedenkbl?tter in Ordnern archiviert, die ?berlebende erstellt haben für ihre im Holocaust umgekommenen Freunde, Verwandten und Bekannten. Ziel von Yad Vashem ist es, mindestens fünf Millionen der im Holocaust ermordeten Juden einen Erinnerungsort zu geben und an ihre Namen zu erinnern. Im Jahr 2015 waren es 4,5 Millionen Bl?tter.

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Das Museum zur Geschichte des Holocaust wirkt insgesamt sehr modern. Es arbeitet mit einem Parcours, der die Besucher durch die verschiedenen Verbrechen in Europa, in Bezug auf den Holocaust, in einem zeitlichen Ablauf führt. Dieses Begehen der verschiedenen Stationen wirkt bedrückend, da das Innere recht dunkel gehalten ist und der Ausstellungsweg sich durch den l?nglichen Bau schl?ngelt. Das Museum war auch sehr gut besucht, sodass man teilweise nicht mehr weitergehen konnte bzw. sich einen Weg um die Menschenmassen herum zu bahnen versuchte. Am Ende der Ausstellung wartete im wahrsten Sinne des Wortes das Licht am Ende des Tunnels auf die Besucher – der zum Schluss sehnlichst erwartete Ausgang. Nun ging es auf eine Aussichtsplattform mit Ausblick ins Grüne und auf Jerusalem, das in der Sonne erstrahlte. Dieser Verlauf ist wohl besonders gelungen durch die Architektur: auf die unbegreiflichen Schrecken des Holocaust folgt die Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod ohne Leid, auf ein himmlisches Jerusalem.

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Abb. 4 und 5: Blick auf Jerusalem auf der Aussichtsplattform am Ausgang des Museums zur Geschichte des Holocaust, Yad Vashem.

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Politischer, religi?ser und gesellschaftlicher Stellenwert

Die Erinnerung wichtiger Ereignisse in der Geschichte ist im Judentum von gro?er Bedeutung, wie zum Beispiel in der Tora bzw. dem Alten Testament an folgenden Versen zu erkennen ist:

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?Denk an die Jahre der Vergangenheit, lerne aus den Jahren der Geschichte.“?(Deut. 32,7);???????
?Erinnere dich daran, was Amalek dir angetan hat.“?(Deut. 25,17);
?Denkt an diesen Tag, an dem ihr aus ?gypten, dem Land der Sklaverei, fortgezogen seid; wie der Herr euch von dort mit m?chtiger Hand befreit hat.“?(Ex. 13,3).

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Im Judentum haben seit jeher Gedenkrituale und kollektives Erinnern dazu beigetragen, ein Zusammengeh?rigkeitsgefühl zu schaffen und aufrechtzuerhalten, in der Diaspora und in Israel selbst. Die Aufgaben von Yad Vashem, z. B. die F?rderung einer Erinnerung von Helden und Opfern und die Verleihung der Ehrenstaatsbürgerschaft, sind im?Martyrs' and Heroes Remembrance (Yad Vashem) Law 57 13-1953?festgeschrieben. Von Beginn an war Yad Vashem ein wichtiges Element in der In-frastruktur des israelischen Staates, indem es die nationalen Werte verbreitet und unterstützt, und dies sogar im Auftrag des Gesetzes. Es z?hlt zu den bedeutendsten israelischen Gedenkst?tten.

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Yad Vashem bietet auch den Verleih von mehreren Wanderausstellungen an, z. B. der Ausstellung?Lichtflecke – Frausein im Holocaust. Au?erdem k?nnen Online-Ausstellungen auf der Internetseite angesehen werden, beispielsweise?Juden und Sport vor dem Holocaust – Eine Retrospektive in Bildern.

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Yad Vashem

  • ?ffnungszeiten:?So-Mi: 9.00-17.00 Uhr, Do: 9.00-20.00 Uhr, Fr und an Abenden vor einem Feiertag: 9.00-14.00 Uhr.
  • Yad Vashem bleibt an Samstagen und jüdischen Feiertagen geschlossen.
  • Eintritt: frei
  • Adresse:?P.O.B. 3477, Jerusalem 9103401 Israel
  • Webseite:?http://www.yadvashem.org/de/

Literatur

  • Copello, Roberto: Jerusalem (= Damals und heute). Wiesbaden 2008.
  • Fürst, Heinrich/Geiger, Gregor: Im Land des Herrn. Ein franziskanischer Pilger- und Reiseführer für das Heilige Land. 6., aktualisierte Auflage. Paderborn 2016.
  • Gorys, Andrea/Gorys, Erhard: Heiliges Land. Ein 10000 Jahre altes Kulturland zwischen Mittelmeer, Rotem Meer und Jordan (= DuMont-Kunst-Reiseführer). 7., aktualisierte Aufl. Ostfildern 2009.
  • Ha?, Matthias: Gestaltetes Gedenken. Yad Vashem, das U.S. Holocaust Memorial Museum und die Stiftung Topographie des Terrors. Frankfurt a. M. u. a. 2002.
  • Minta, Anna: Israel bauen. Architektur, St?dtebau und Denkmalpolitik nach der Staatsgründung 1948. Berlin 2004.
  • Rojkov, Alexandra: Denn sie hatten einen Namen. In: Merian Jerusalem, 1 (2016), S. 80–85.
  • Young, James Edward: Formen des Erinnerns. Gedenkst?tten des Holocaust (= Passagen Zeitgeschehen). Wien 1997.

Internetressourcen

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Abbildungen

Abb. 1–5: ? Luisa Hagen, 2018.

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