Dr. Andrea Schm?lder-Veit.
Gef?rdert durch ein Fortbildungsstipendium des Deutschen Arch?ologischen Instituts seit 01.08.2007
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Forschungsprojekt
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Der Palatin, das vornehmste Viertel Roms in der Republik, war seit Augustus der Wohn- und Regierungssitz der r?mischen Kaiser. Von der Pracht der Pal?ste sind durch den Raubbau vergangener Jahrhunderte die Marmor- und Mosaikverkleidungen, das Mobiliar und die Statuenaufstellungen fast vollst?ndig verloren gegangen. Ein Hauptelement der repr?sentativen Gestaltung ist jedoch h?ufig noch erhalten: die vielen dekorativen Brunnen in den Innenh?fen. Da sich von fast allen Raumeinheiten, seien es Empfangs- oder Speises?le, der Blick auf ein Wasserspiel oder Nymph?um bot, kann man zu Recht von einer ?Omnipr?senz des Wassers? sprechen.
Anhand der Brunnen lassen sich viele weiterführende Aussagen über die Palastanlage treffen. So wurden in manchen R?umen die Nymph?en erst nachtr?glich eingesetzt und lassen damit auf eine Nachrangigkeit der Bereiche schlie?en. Darüber hinaus k?nnen Ver?nderungen in der Ausrichtung der Brunnen eine Auf- oder Abwertung der umliegenden R?ume anzeigen. Neben dekorativen Zwecken diente das Leitungswasser auch als Trink- und Brauchwasser. Welche Bedeutung den verschiedenen Funktionen zukam, l?sst sich nicht nur an den Monumenten – den Wasserspielen, einfachen Laufbrunnen, Thermen und Latrinen – ablesen, sondern auch den antiken Schriftquellen entnehmen, die Auskunft über die Nutzung des Wassers geben.
Die Untersuchung der Wasserversorgung wird daher nicht auf technische und hydraulische Aspekte beschr?nkt bleiben. Mithilfe der entsprechenden Fragestellungen sind sowohl für die historische Entwicklung und die Gestaltung des Kaiserhofes als auch für die Organisation der Wasserversorgung und somit für die Palastwirtschaft neue Ergebnisse zu erwarten.
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Erste Ergebnisse
Für das Projekt im Untergeschoss der ?Domus Augustana? von Dr. Natascha Sojc habe ich 2005 und 2006 die dortigen Nymph?en und im Anschluss daran Bereiche der Domus Severiana mit Dr.-Ing. Ulrike Wulf-Rheidt untersucht. Dabei führten die wenigen Publikationen zu diesem Thema vor Augen, dass sorgf?ltige Bestandsaufnahmen für die Untersuchung der Wasseranlagen ein Desiderat sind und damit einen wesentlichen Teil des jetzigen Projekts ausmachen.
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Wie die neuesten Forschungen zeigen, entstanden bereits unter Vespasian die verschiedenen R?ume, Speises?le und vier Innenh?fe. Die Hoffl?chen wurden jeweils vollst?ndig von einem gro?en Becken eingenommen, in denen sich auch das Regenwasser der umliegenden D?cher sammelte. Dabei handelt es sich um den bekannten Brunnen mit peltaf?rmigen Aufbauten im versenkten Peristyl, um zwei fast identisch angelegte Nymph?en im westlichen Bereich und um ein Wasserbecken mit einer Apsis-Fassade in der nord?stlichen Ecke des Untergeschosses. Interessanterweise belegen Ziegelstempel in den Abwasserkan?len, dass diese zu Beginn des 2. Jhs. n. Chr. errichtet wurden. Wie dies mit der Anlage der Brunnen zusammenh?ngt, ist noch zu untersuchen. Gleichzeitig wurden viele ?ffnungen der H?fe so zugesetzt, dass die Nymph?en nur noch von einem Hauptraum sowie von den Obergeschossen zu sehen waren. Dies führte bei zwei Nymph?en zu folgenden Besonderheiten:
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Auf den Peltabrunnen im versenkten Peristyl der ?Domus Augustana? sind zwar die gro?en Speises?le im Nordosten und Nordwesten ausgerichtet, doch erschlie?t sich die Peltaform erst aus den oberen Geschossen vollst?ndig.
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In das Brunnenbecken in der Nordwestecke waren überhaupt keine Einblicke von den umliegenden G?ngen und R?umen im 2. Jh. n. Chr. mehr m?glich; gleichzeitig wurden Treppen und eine Stufe angelegt, die einen bequemen Zugang zum Becken und die Nutzung als piscina erm?glichten. Obwohl sich keine Therme in der unmittelbaren Umgebung befindet, betrat man offensichtlich h?ufig das Becken.
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Ziele
Das Projekt umfasst die Anlagen der ?Domus Augustana? und der ?Domus Severiana?, w?hrend die anderen Bereiche der Kaiserpal?ste als Vergleich dienen. Zwar werden alle Bauten von der Republik bis in die Sp?tantike untersucht, doch liegt der Schwerpunkt auf den Anlagen des 1. – 3. Jhs. n. Chr. Dabei wird der Bogen von der Organisation der Wasserwirtschaft bis zur Verwendung des Leitungswassers als Dekorelement gespannt:
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Besondere Aufmerksamkeit liegt auf der Frage, wem die Verwaltung der Wasserversorgung oblag, sowie auf der noch ungekl?rten Datierung der Verl?ngerung der Aqua Claudia auf den Palatin. Neben der Hauptausbauphase im 1. Jh. n. Chr. werden jedoch auch die frühere und sp?tere Entwicklung der Wasserleitungen, z. B. die severische Renovierung, er?rtert. So k?nnen systematisch die Ver?nderungen der Wasserversorgung in Beziehung zu den Phasen der Kaiserresidenzen gesetzt werden.
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Daran schlie?t sich ein weiterer Fragenkomplex an: Wie nutzte man das Leitungswasser? Gab es zus?tzliche Ressourcen, wie Grund- oder Regenwasser? Aufgrund der bekannten Zisternen ergibt sich automatisch die Frage, ob Regenwasser – wie in aristokratischen domus üblich – auch für die Brauchwasserversorgung der Kaiserresidenzen eine Rolle spielte.
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Der repr?sentativen Funktion des Wassers wird die meiste Aufmerksamkeit gewidmet, da die dekorativen Brunnen und Nymph?en den zahlenm??ig gr??ten Teil der Wasseranlagen bilden. Zum einen wird anhand der Ausrichtung der Zuflüsse und Becken nach der Wertigkeit der umliegenden R?ume und Ver?nderungen in diesem Bereich gefragt. Zum anderen sollen die Formen und die Anlage der palatinischen Monumente in die gleichzeitige r?mische Architektur eingeordnet werden. So kann festgestellt werden, ob die Zierbrunnen nach Vorbildern in den Villen und domus oder als Neusch?pfungen für die kaiserlichen Residenzen gestaltet wurden. Die Wasserspiele machen zwar nur einen Teil der Dekorelemente aus, dennoch l?sst ihre Formenwahl Rückschlüsse auf die allgemeine repr?sentative Gestaltung und auf den Anspruch an die Ausstattung der Pal?ste zu.
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Kooperation
Es besteht ein reger wissenschaftlicher Austausch und eine intensive Zusammenarbeit, z. B. durch gemeinsame Kampagnen vor Ort, mit Dr. Natascha Sojc/Würzburg und Dr.-Ing- Ulrike Wulf-Rheidt/Berlin, die gemeinsam mit Prof. Dr. Aloys Winterling/Basel das interdisziplin?re Projekt ?Palast und Stadt im severischen Rom? seit 2007 leiten.