Das postkoloniale Erbe Augsburgs - Transferprojekt der Friedens- und Konfliktforschung
Wie kann die Friedensstadt eine postkoloniale Erinnerungskultur entwickeln? Diese Frage stand im Zentrum zahlreicher Veranstaltungen des Lehrstuhls für Politikwissenschaft, Friedens- und Konfliktforschung im Sommersemester 2022. Nicht nur in Deutschland und nicht seit der Protestbewegung ?Black Lives Matter“ wurden zuletzt Forderungen nach einer Dekolonisierung des ?ffentlichen Raumes –? z.B. in der Auseinandersetzung mit Stra?ennamen und Denkm?lern – sowie nach Aufarbeitung kolonialer Stadtgeschichten lauter. Es geht dabei um ein Bewusstsein für die Kontinuit?t kolonialer Praktiken und Beziehungsmuster sowie die Problematisierung von daraus abgeleiteten und als allgemein gültig verstandenen Narrationen, welche eine Vielzahl und Vielfalt an alternativen Perspektiven bis heute verdr?ngen. Mit dem Transferprojekt Postkoloniale Perspektiven auf die Friedensstadt Augsburg wollten Mitarbeitende des Lehrstuhls für Politikwissenschaft, Friedens- und Konfliktforschung in enger Kooperation mit lokalen Aktivist*innen an diese Dynamiken anknüpfen, um den schon l?nger geführten Diskurs über Augsburgs koloniale Vergangenheit aktiv weiter zu führen. Die Stadt Augsburg, die sich in Bezugnahme den Augsburger Religionsfrieden von 1555 als ?Friedensstadt‘ versteht, tr?gt in vielerlei Hinsicht eine besondere Verantwortung für eine angemessene postkoloniale Erinnerungskultur. Denn nur wenige Jahre bevor der Augsburger Religionsfrieden die friedliche Koexistenz zweier Konfessionen festschrieb, waren die einflussreichen Handelsfamilien der Fugger und Welser aktiv in die Ausbeutung, Unterwerfung und Besiedlung der Amerikas involviert. Auseinandersetzungen mit dem kolonialen Erbe der Stadt sind aber herausfordernd, weil die konkreten Umst?nde dieser kolonialen Begegnungen und Verh?ltnisse sowohl auf r?umlicher als auch auf zeitlicher Ebene weit weg erscheinen. Das Transferprojekt Postkoloniale Perspektiven auf die Friedensstadt hatte zum Ziel, diese Verh?ltnisse im Rahmen von diversen Veranstaltungsformaten zu vergegenw?rtigen und fu?r das st?dtische Selbstverst?ndnis bearbeitbar machen. Bei der?
Augsburger Langen Nacht der Wissenschaft 2022 wurden die gesammelten Spuren in Form einer Broschüre der Stadt?ffentlichkeit zug?nglich gemacht. Die Broschüre kann
hier
heruntergeladen werden. In der Beilage? in der Augsburger Allgemeinen ?
Wissenschaft und Forschung in Augsburg“ (Ausgabe 19 – Sommer 2022) wird auch auf das Projekt aufmerksam gemacht. Das Projekt ist Teil eines gr??eren Forschungsschwerpunktbereichs des Lehrstuhls zu
Deutungsk?mpfen, das in den kommenden Jahren intensiv verfolgt wird. So wird bereits am 24.11. Prof. Dr. Aram Ziai, Leiter des Fachgebiets Entwicklungspolitik und Postkoloniale Studien der Universit?t Kassel, für eine Veranstaltung nach Augsburg kommen. Sie wird zeitnah angekündigt werden. Weitere Informationen zum Projekt, sowie eine ausführliche Dokumentation der Veranstaltungen, finden Sie auf
https://www.postkoloniale-friedensstadt.de