Erg?nzungstafel zur Welser-Tafel im Rahmen des Friedensfestprogramms enthüllt
entstanden. Au?erdem wurde eine Gedenktafel erarbeitet, welche die sogenannte Welser-Tafel in der Annastra?e 25 erg?nzen soll. Mit ihr wird des Leids und der Gewalt durch die Kolonialunternehmungen gedacht. Diese erg?nzende Gedenktafel wurde am 18. Juni um 16 Uhr am Ort der Welser-Tafel enthüllt. Die Initiatorin des Projekts, Christina Pauls,
erl?uterte bei der Enthüllung dieser Gedenktafel: ?Die Stadt Augsburg ist Friedensstadt, deshalb feiern wir dieses Jahr zum 375. Mal das Augsburger Hohe Friedensfest, in Bezugnahme auf den Augsburger Religionsfrieden von 1555. Die Stadt Augsburg ist aber auch Wiege des deutschen Kolonialismus, wie wir an dieser Tafel sehen k?nnen. Sie legt fest, dass Bartholom?us Welser V. ?ffentlich als Pionier – als Global Player – erinnert wird, der ?die ersten deutschen Kolonialunternehmungen nach Südamerika“ geführt hat.?? Aber diese Geschichte hat auch eine andere Seite, die sich nicht in Bilanzen, Titeln und Handelsrechten ausdrückt – sondern in menschlichem Leid, in geraubtem Land, in versklavten und verschleppten Menschen, in zerst?rten Gemeinschaften.? Das sehen wir erst, wenn wir aufh?ren, uns um uns selbst zu kreisen und den Blick nach ?Südamerika’ richten. Dorthin, wo indigene V?lker wie die Caquetiós, die Warao oder die Wayuu leben. Dorthin, wo die Welser unter dem Namen ?Klein-Venedig“ (dem heutigen Venezuela) die erste deutsche Kolonie errichteten. Dorthin, wo ihre Vertreter – mit kaiserlichem Mandat – Zwangsarbeit einführten, D?rfer niederbrannten, Menschen entführten, t?teten oder zur Flucht zwangen.? In den Quellen h?ren wir – wenn überhaupt – nüchtern vom Verlust indigenen Lebens und der transatlantischen ?berführung afrikanischer Menschen. Aber in Wahrheit geht es um die brutale Realit?t der kolonialen Eroberung und des transatlantischen Versklavungshandels, an dem die Welser beteiligt waren. Es gibt Sch?tzungen, dass die indigene Gesamtbev?lkerung Südamerikas im Zuge der Eroberung insgesamt um 75 Millionen zurückging, und dass etwa 40 Millionen Afrikaner*innen im Zuge des?Versklavungshandels verschleppt und versklavt wurden. Das sind Zahlen, die unbegreiflich sind. Und es sind mehr als Zahlen: es sind Menschenleben. Die Welser trugen ihren Teil zu diesem massiven Verbrechen der Menschheitsgeschichte bei. Die Tafel, die wir heute gemeinsam enthüllen, erg?nzt ein Geschichtsbild, das zu lange selbstbezogen und verzerrt war. Bereits 1992 setzten sich die Augsburger Initiativen ?Partnerschaft Dritte Welt/Werkstatt solidarische Welt‘, die Geschichtswerkstatt Augsburg e.V. und die indigene Basisinitiative Asociación Civil Yanama aus Venezuela?für eine Erg?nzungstafel ein, die dieses Leid anerkennen wollte. Doch unsere Stadtregierung hat es damals, und bis heute, nicht geschafft, diesem Wunsch nach Anerkennung nachzugehen.?? Heute, mehr als 500 Jahre sp?ter, ist es unsere Aufgabe, das geschehene Unrecht nicht zu relativieren oder zu vergessen – sondern es zu benennen. Diese Erg?nzungstafel ist ein Schritt auf diesem Weg. Ein Versuch, das Schweigen zu brechen.? Denn weltweit – in Venezuela und Kolumbien; in Namibia und Tansania, in Papua-Neuguinea und Togo – lebt das koloniale Erbe des deutschen und des europ?ischen Kolonialismus weiter: In Armut, die aus Enteignung entstand. In Bildungs- und Gesundheitssystemen, die von den Wunden kolonialer Gewalt durchzogen sind. In Rassismen, die noch heute Lebens- und Beteiligungschancen ungleich verteilen. In Forderungen nach Aufarbeitung, Anerkennung, Reparation, nach Sichtbarkeit. Kurzum: Koloniale Gewalt hat Auswirkungen auf die Gegenwart. Erst wenn wir uns dieser Wirklichkeit stellen, wird es m?glich, sie abzubauen.? W?hrend wir also in Augsburg Friedensfest feiern, w?hrend wir als Friedensstadt unser Selbstbild pflegen, müssen wir uns fragen: Was hei?t Frieden – wenn wir nicht bereit sind, das Unfriedliche in unserer eigenen Geschichte anzuerkennen? Was hei?t Verantwortung – wenn wir Leid ignorieren, das durch Augsburger H?nde verursacht wurde, selbst wenn es Jahrhunderte zurückliegt?? Diese Tafel ist kein Schlussstrich – sie ist ein Anfang. Ein Anfang der Anerkennung. Ein Zeichen für die Nachfahren Kolonisierter in aller Welt, die von Rassismus und durch Geschichtsvergessenheit von Entwürdigung betroffen sind, dass ihr Schmerz gesehen wird. Ein Zeichen für uns, dass Erinnerung niemals dort enden darf, wo sie unbequem wird.? Wir sagen heute: Auch wenn Coro, Maracaibo, Tocuyo, Bogotá – all diese Orte weit entfernt erscheinen – ihre Geschichten geh?ren auch hierher. Sie geh?ren auf unsere Stra?en, in unsere Schulen, in unser kollektives Ged?chtnis. Denn Erinnerung ist nicht nur ortsgebunden – sie ist eine Frage der Haltung. Und wer sich dem Frieden verschreibt, wie wir es hier in Augsburg jedes Jahr tun, muss bereit sein, sich auch der Gewaltgeschichte zu stellen, die zum Fundament dieses Friedens geh?rt.? ENTH?LLUNG DER TAFEL MIT FOLGENDER INSCHRIFT:? ?Zum Gedenken an das menschliche Leid durch die sogenannten Kolonialunternehmungen der Welser (1528–1556). Unz?hlige indigene Einwohner*innen und 4.578 Afrikaner*innen wurden versklavt, entwurzelt, enteignet und ermordet.?Wir als Friedensstadt tragen Verantwortung: Ohne Erinnerung an koloniale Gewalt und ihre Auswirkungen auf die Gegenwart kann es keine gerechte Zukunft geben“.? Ich danke allen, die sich für diese Erg?nzungstafel eingesetzt haben. Ich danke den Aktivistinnen, den Wissenschaftlerinnen, den Engagierten aus der Zivilgesellschaft. Ich danke der Werkstatt Solidarische Welt, insbesondere Thomas K?rner Wilsdorf und Norbert Stamm, für das unermüdliche Engagement seit den 1990er Jahren, an das wir hier voller Kraft anknüpfen dürfen. Ich danke dem Augsburger Lehrstuhl für Politikwissenschaft, Friedens- und Konfliktforschung, dem Fugger und Welser Erlebnismuseum, und meiner Kollegin Annika Feldmeier für die Unterstützung, diesen Tag heute m?glich zu machen. Und ich danke Ihnen, die Sie heute hier stehen, um dieses Zeichen mitzutragen.? Lassen Sie uns gemeinsam dafür sorgen, dass diese Tafel nicht nur aus 伟德国际_伟德国际1946$娱乐app游戏l besteht – sondern aus Haltung. Aus einem Willen zur Gerechtigkeit. Und aus einer echten Bereitschaft, sich der kolonialen Geschichte und Gegenwart zu stellen – für eine wirklich gerechtere Zukunft. Vielen Dank.“?