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Lithium in Deutschland und Bolivien

Ein Stoff im Wandel: Mensch-Lithium-Beziehungen in Deutschland und Bolivien

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Vorstellungen von einem postfossilen Zeitalter bedingen einen technologischen Wandel, der auf Gegenwart und Zukunft einwirkt: Indem Menschen Zukunft machen, formt die Zukunft das menschliche Leben und Handeln in der Gegenwart. Zur Zeit treten zahlreiche Stoffe und Materialien als zu fossilen Brennstoffen alternative Energietr?ger oder -speicher in Erscheinung und der menschliche Umgang mit ihnen bringt neue globale Verflechtungen sowie lokal unterschiedliche Arten des Wissens, Bedeutungen, Praktiken, Orte, soziale Beziehungen, Dinge und Identit?ten hervor. Zentrale Stoffe und Materialien für eine Gro?e Transformation sind also nicht einfach da, sondern führen ein "soziales Leben" in Zeit und Raum. Sie konstituieren das Sozio-Kulturelle auf den unterschiedlichen Stationen ihrer globalen Wertsch?pfungsketten und mittels jener Dinge und Waren, für die sie verwendet werden.

Diese Dimensionen der sozialen Einbettung von Stoffen leuchtet das ethnologische Forschungsprojekt am Fallbeispiel Lithium aus, indem es von dem am WZU entwickelten Konzept der "Stoffgeschichten" (B?schen et al. 2004; Reller et al. 2013) und der Theorie des "Social Life of Things" (Appadurai 1986) ausgeht. Es er?ffnet damit jene sozio-kulturellen Dimensionen von Lithium, die rein stofflich-technischen Betrachtungen verschlossen bleiben.

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Lithium – Motor für Wandel

Das Leichtmetall Lithium erf?hrt auf dem Weg in eine postfossile Zukunft zunehmende Aufmerksamkeit, die sich in Preiserh?hungen und in einer stetig wachsenden Nachfrage nach Lithium auf dem globalen Markt widerspiegelt. Lithium ist ein Schlüsselelement für tragbare Energiespeicher. In Form von Lithium-Ionen-Batterien wird es in Elektrokleinger?ten, in Kameras, Mobiltelefonen, Laptops und Akku-Werkzeugen verbaut. Vor allem aber gilt es als voraussetzungsvoll für die Elektrifizierung der Mobilit?t, da sich mit Lithium das Gewicht der Batterie, die den Grundbaustein aller Fahrzeuge der Elektromobilit?t darstellt, auf ein Minimum reduzieren l?sst.

Das Forschungsprojekt lokalisiert den globalen Lithium-Markt exemplarisch in Deutschland und Bolivien. Beide L?nder verfolgen politische und wirtschaftliche Zukunfts-Strategien, für die Lithium eine zentrale Rolle spielt. Untersucht wird zum einen die Wirkkraft von Lithium im sozio-kulturellen Wandel in Deutschland und Bolivien. Der Stoff weckt in beiden L?ndern unterschiedliche Erwartungen und Vorstellungen von Zukunft, die ihrerseits in der Gegenwart wirken. So er?ffnet Lithium in Deutschland Optionen auf technologischen Wandel und postfossile Mobilit?t – Bilder, die sich auf die zukünftige Verwendung des Stoffes beziehen. In Bolivien werden dagegen an den ersten Lebensabschnitt des Stoffes, d.h. an Abbau und -Industrialisierung, Hoffnungen auf Modernisierung, Entkolonialisierung und "Entwicklung" geknüpft.

Zum anderen nimmt das Forschungsprojekt die Materialit?t des Stoffs selbst in den Blick, indem es seinen Wandel durch menschliche Praktiken entlang der Wertsch?pfungskette begleitet: Mensch-Lithium-Beziehungen sind durch die Materialit?t des Stoffs bedingt. Lithium konstituiert – als Salz am Ort des Ressourcen-Vorkommens, als Leichtmetall oder immateriell in Form von Daten im Bereich der Forschung – unterschiedliche sozio-kulturelle Formen, die ihrerseits auf die Handelnden zurückwirken. Auf der lokalen Ebene bringt die menschliche Besch?ftigung mit Lithium in Deutschland und Bolivien demnach unterschiedliche Handlungsrepertoires, Orte, Dinge, Identit?ten, soziale Beziehungen, Konflikte, etc. hervor.

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Das soziale Leben von Lithium

Ziel ist es, existierende und entstehende Mensch-Lithium-Beziehungen entlang der Wertsch?pfungskette des Materials – vom Rohstoff und seinem (intendierten) Abbau in Bolivien, über die Aufbereitung bis zur Forschung und Entwicklung von Lithium-Ionen-Batterien in Forschungslaboratorien in Deutschland - zu untersuchen. Hinsichtlich der Bedeutung von Lithium für die Elektromobilit?t bilden diese Stationen das gegenw?rtige soziale Leben des Stoffs ab.

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Literatur

Appadurai, A. (1986): Introduction: Commodities and the Politics of Value. In: The Social Life of Things. Commodities in Cultural Perspective. A. Appadurai. Cambridge: Cambridge 伟德国际_伟德国际1946$娱乐app游戏 Press, 3-63.

B?schen, S.; Reller, A.; Soentgen, J. (2004): Stoffgeschichten – eine neue Perspektive für eine transdisziplin?re Umweltforschung. GAIA, 13(1), 19-25.

Reller, A.; Marschall, L.; /Meissner, S; Schmidt, C. (2013): Ressourcenstrategien: Eine Einführung in den nachhaltigen Umgang mit Rohstoffen. Darmstadt: WBG.

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Projektleitung:

Dr. Katrin Vogel, WZU, Universit?t Augsburg

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Projektdauer: 07/2013-2016

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