FAQ | Die Banater Schwaben und Berglanddeutschen
Die Banater Schwaben und Banater Berglanddeutschen sind deutschsprachige Minderheiten im rum?nischen Banat. Noch nie davon geh?rt? Mit den Antworten auf die folgenden 15 Fragen wollen wir ein paar grundlegende Informationen?über sie geben.
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Das Banat ist eine (historische) Region im südlichen Ostmitteleuropa. Der gr??te Teil des Banats befindet sich im heutigen Rum?nien. Der westliche Teil liegt im heutigen Serbien sowie ein kleiner Zipfel im Norden in Ungarn. Diese Aufteilung kam nach dem Ersten Weltkrieg mit dem Vertrag von Trianon zustande. In unserem Projekt besch?ftigen wir uns mit dem rum?nischen Teil des Banats.
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Begrenzt wird das Gebiet durch drei Flüsse: Der Mure? (auch Mieresch / Marosch) im Norden, der Tisa (Thei?) im Westen und der Donau im Süden. Die gr??te Stadt des rum?nischen Banats ist Timi?oara / Temeswar, in der über 300.000 Menschen leben (drittgr??te Stadt Rum?niens). Im Norden befindet sich Arad mit etwa 150.000 Einwohner:innen. Im Südosten des Gebiets liegt das Banater Bergland, dessen Zentrum die Stadt Re?i?a / Reschitz mit ungef?hr 70.000 Einwohner:innen ist.
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Nur ein kleiner Teil der Banater Bev?lkerung spricht heute noch Deutsch. Zum geschichtlichen Hintergrund (vgl. Bottesch 2008, 338f.; Wolf 2007, 20ff.; Kottler et al. 2013, XXIXff.): Nach den Türkenkriegen zwischen ?sterreich und dem Osmanischen Reich wurde 1718 Frieden geschlossen. Mit dem Friedensvertrag von Passarowitz (Po?arevac im heutigen Serbien) gaben die Türken unter anderem das Banat an ?sterreich ab. Die ?sterreichische Regierung wollte die wenig besiedelte Region wirtschaftlich beleben und warb dafür nicht ausschlie?lich, aber sehr viele Siedler:innen aus deutschsprachigen L?ndern an. Im Rahmen der drei sogenannten Schwabenzüge im 18. Jahrhundert kamen vor allem Handwerker und Bauern in die Banater Ebene. Im Banater Bergland hielt die Besiedlung sogar bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts an, hier wurden Bergleute angeworben, die zum gr??ten Teil aus ?sterreich, Bayern oder B?hmen kamen. So entstanden deutschsprachige bzw. multiethnische Siedlungen, bis heute gibt es eine aktive deutschsprachige Gruppe.
Bei der Volksz?hlung im Jahr 2011 bezeichneten sich im Banat (in den Kreisen Arad, Timi? und Cara?-Severin) noch insgesamt etwa 14.000 Menschen als Deutsche – was aber nicht notwendigerweise hei?t, dass alle davon Deutsch sprechen. Verglichen mit anderen deutschsprachigen Minderheiten ist das noch relativ viel. Allerdings sinkt die Zahl – wie in untenstehender Grafik zu erkennen – kontinuierlich, viele Banater Deutsche wanderten insbesondere nach der Wende nach Deutschland oder auch in andere L?nder aus. In vielen Orten gibt es heute nur noch vereinzelte Banater Deutsche.
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Gruppe | 1930 | 1977 | 1992 | 2002 |
Banater Schwaben (Kreise Arad, Temesch) | 237.000 | 138.000 | 36.000 | 19.000 |
Banater Berglanddeutsche (Kreis Karasch-Severin) | 37.000 | 22.000 | 12.000 | 6.150 |
(Quelle:?Bottesch 2008, 334)
Teils wurden und werden?beide Minderheitengruppen als Banater Schwaben bezeichnet. Die um die Region von Re?i?a / Reschitz?im Kreis Cara?-Severin wohnende Gruppe?bezeichnet sich selbst jedoch nicht als Schwaben, sondern als (Banater) Berglanddeutsche. Die Banater Berglanddeutschen wurden lange in der Forschung vernachl?ssigt. Im Unterschied zu den Banater Schwaben in der Banater Ebene (siehe nachfolgende Frage) kamen sie überwiegend aus ?sterreich,?Bayern und B?hmen. Ihre Minderheitenvariet?ten und?kulturellen Gepflogenheiten unterscheiden beide Gruppen voneinander.?
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Die Siedler:innen?der Banater Ebene kamen aus unterschiedlichen Gebieten: Ein gro?er Teil stammt aus dem Südwesten Deutschlands, insbesondere aus der Rheinpfalz, aus Hessen und aus Lothringen, teils sind Personen?aus Franken emigriert. Aus Baden-Württemberg und Altbayern kamen hingegen nur wenige Menschen in die Banater Ebene. Die Herkunft dieser?Siedlungsgruppe?markiert einen Unterschied zu den Banater Berglanddeutschen, die – wie schon in der vorigen Frage erw?hnt – ?vor allem aus ?sterreich, Bayern und B?hmen stammen.
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Wenig überraschend: Ja! Da die Herkunftsgebiete der Banater Deutschen so vielf?ltig waren (siehe vorige Frage), ist eine ?dialektale Buntscheckigkeit“ (Bottesch 2008, 387) entstanden, was für die Sprachwissenschaft interessant ist.
Viele hochdeutsche Dialekte sind vertreten. Durch Sprachkontakt?haben sich auch Vergleichsmundarten gebildet (Wolf?1987, 135), wobei sie sich meist miteinander vermischt haben: ?So ergab sich nach anf?nglicher Mischung der Mundarten ein Ausgleich, der schlie?lich in fast jedem Dorf zu einer relativ einheitlichen Ortsmundart führte.“ (Kottler et al. 2013, XXXVIII).
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Es lassen sich grob drei unterschiedliche Dialektgebiete im Banat ausmachen:
- Im Arader Gebiet, das historisch gesehen nicht zum Banat geh?rte [...], haben sich nordoberdeutsche, teils ostfr?nkische und teils südfr?nkische Mundarten durchgesetzt.
- Im n?rdlichen Teil des Banats (südlich der Marosch), dem Gebiet der Heide und Hecke, hat das Westmitteldeutsche, überwiegend in seiner rheinfr?nkischen Auspr?gung, die Vorherrschaft gewonnen.
- Im süd?stlichen Banater Bergland [...] haben sich ostoberdeutsche u. zw. bairische Mundarten […]?und Stadtsprachen behauptet.
(Kottler et al. 2013, XXXVII)
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Eine Ausnahme stellt die Ortschaft Saderlach bei Arad dar. Diese l?sst sich nicht in eine der drei genannten Gruppen einordnen, da hier ein hochalemannischer Dialekt gesprochen wird. Zudem muss beachtet werden, dass die Sprachen gr??erer?St?dte wie Temeswar meist bairisch-?sterreichisch gepr?gt sind. Ein interessanter Fall sind auch die deutschb?hmischen Siedlungen?G?r?na / Wolfsberg, Brebu Nou / Weidenthal und Sadova Veche / Altsadowa am Fu?e des Semenic-Gebirges süd?stlich von Reschitz. Sie stellen insofern eine Besonderheit dar, dass es hier nicht zu der oben beschriebenen Mischung kam, sondern noch "mehr oder minder rein nordbairische Mundarten" (Gaisbauer 2016, 54) gesprochen werden.
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Die Banater Schwaben bezeichnen ihren Dialekt meist als Schwobisch, was man allerdings nicht mit dem Schw?bischen, das im Südwesten Deutschlands gesprochen wird, verwechseln sollte (für den Grund dieser Bezeichnung siehe 8.). Die Banater Berglanddeutschen bezeichnen ihren Dialekt h?ufig als Daitsch / Deutsch, wobei es h?ufig auch lokale Bezeichnungen wie etwa Reschitzaerisch oder Weidenthalerisch?gibt.