Im Psychologischen Forschungskolloquium werden laufende Forschungsarbeiten vorgestellt und diskutiert. Zus?tzlich zu Wissenschaftler*innen der Universit?t Augsburg berichten auch Forscher*innen aus anderen Forschungseinrichtungen über ihre Arbeit.

Die Computermaus- und Tastatur sind allgegenw?rtige Sensoren im (Arbeits-)Alltag und erm?glichen es, einfach, kostengünstig, unaufdringlich und kontinuierlich Verhaltensdaten zu erfassen. Bisherige psychologische Forschung nutzte beide Sensoren vor allem zur Untersuchung von kognitiven Prozessen. In diesem Vortrag stelle ich mein Dissertationsprojekt vor, in dem ich mich mit der Fragestellung befasste, ob sich die Computermaus- und Tastatur auch zur Messung von Stresserleben einsetzen lassen. Stress geh?rt für viele Menschen zum (Arbeits-)Alltag und kann deren Wohlbefinden sowie deren Leistungsf?higkeit beeintr?chtigen. Stressmessung mittels Maus und Tastatur k?nnte sich als innovatives Diagnoseinstrument erweisen, um recht zeitig pr?ventive Gegenma?nahmen einzuleiten. Stress stellt darüber hinaus auch ein komplexes psychophysiologisches Ph?nomen dar. Die Nutzung der Maus und Tastatur zur Erfassung von dynamischen und hochaufl?senden Daten über das Stresserleben k?nnte einen spannenden methodischen Zugang zu einem besseren Verst?ndnis von Stress bieten. Zur Untersuchung des Messansatzes wurden ein Laborexperiment, ein Online Experiment sowie zwei l?ngsschnittliche Feldstudien durchgeführt. Umfassende explorativen Datenanalysen über alle Studien hinweg ergaben keine eindeutigen Hinweise auf einen systematischen Zusammenhang zwischen Stress und Maus- und Tastaturnutzungsverhalten. Die Ergebnisse stellen deshalb in Frage, dass die Maus und Tastatur zur Messung von Stress genutzt werden k?nnen und regen zu einer kritischen Diskussion über m?gliche Schwachstellen in der Theorie und den Methoden des Forschungsbereichs an.